Roblox-Chef wehrt sich gegen Behauptung, dass System zur Bezahlung von Maperstellern Kinderarbeit sei

Roblox hat eine große Gemeinschaft von Map Creatoren, die je nach Qualität ihrer Maps ein beträchtliches Einkommen für sich selbst (und das Unternehmen) erzielen können. Die Alarmglocken läuten jedoch, weil Kinder schon ab 13 Jahren an dem System teilnehmen können.

Verständlicherweise sind die Nutzer besorgt über die Ethik einer Struktur, in der junge Entwickler ihre Kindheit investieren können, um ein Unternehmen, das über 23 Milliarden Dollar wert ist, noch reicher zu machen.

Roblox-Chef Stefano Corazza über Kinderarbeit

In einem Eurogamer-Interview mit dem Roblox-Chef Stefano Corazza auf der GDC im März drehte sich eine Frage um den „Ruf von Roblox“. Der Interviewer wies darauf hin, dass die Öffentlichkeit Roblox derzeit als Ausbeuter von Kindern ansehen könnte, da diese dem Unternehmen Geld einbringen können. Der Roblox-Chef entgegnete schnell, dass die Leute „das für viele Dinge sagen können“, und erklärte dann die Vorteile, die darin liegen, jedem auf der Welt die Chance zu geben, unabhängig von seinen Lebensumständen Geld zu verdienen. Dabei sollte man aber schon den Arbeitsschutz beachten und zu was auch „kleine“ Beträge einen weit unter 18 Jährigen bringen können.

Schließlich sagt der Roblox-Chef, dass ein durchschnittlicher Entwickler von Erlebnissen (Spielen) in den Zwanzigern ist, aber das ändertnichts an der Tatsache, dass unter Umständen Minderjährige einen stetigen Geldfluss für Roblox generieren. Bei der schieren Anzahl von Erlebnissen auf der Entdeckungsseite der Plattform gibt es viele, die lukrative Gewinne abwerfen. Adopt Me! zum Beispiel hatte zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels fast 36 Milliarden Besuche.

Dass jüngere Entwickler mit Roblox Geld verdienen, ist nicht nur schlecht. Es gibt ihnen die Möglichkeit, schon in jungen Jahren unternehmerisch tätig zu werden und ihre Familien oder sich selbst zu unterstützen. Da die Lebenshaltungskosten so hoch sind wie nie zuvor, sind Möglichkeiten, zusätzliches Geld zu verdienen, immer willkommen. Die Hintergrundarbeit, die Roblox leistet, um einen geeigneten Server-Hosting-Service für seine Experiences zu gewährleisten, kommt ebenfalls ins Spiel, und das Unternehmen muss in irgendeiner Form eine Rendite erzielen – solange es ethisch vertretbar ist.

Roblox steckt 70% der Einnahmen selbst ein

Derzeit werden jedoch nur etwa 30 Prozent der Einnahmen aus den Spielen an die Entwickler zurückgegeben, während 70 Prozent an das Unternehmen Roblox gehen. Und genau hier liegt das Problem: 70 Prozent sind ein beträchtlicher Teil der Einnahmen, auf den man verzichten muss, vor allem, wenn ein jüngerer Entwickler ein hervorragendes Erlebnis entwirft, das den größten Teil der Arbeit übernimmt. Noch schlimmer wird es, wenn diese Erlebnisse die Spieler dazu verleiten, die virtuelle Zahlungswährung Robux auszugeben. Darüber hinaus hat Roblox vor kurzem Abo-Modelle für die Spiele der Entwickler zugelassen, und auch hier erhalten die Entwickler nur einen Anteil von 30 Prozent. Man könnte und sollte das Alter der Ersteller überprüfen und mindestens die Erlaubnis der Erziehungsberechtigten einholen. Oder man führt eine Regel ein, dass unter 18 Jährige keine Einnahmen erhalten, das klingt zwar zunächst wenig intuitiv, aber das würde verhindern, dass Roblox sich indirekt „die Finger schmutzig macht“. Schlaue Creatoren könnten dann immernoch mit ihren Ideen einfach so lange warten, bis sie 18 sind und sie dann erst öffentlich machen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Roblox wegen seiner Geschäftspraktiken in die Kritik gerät, und es wird sicher nicht das letzte Mal sein. „People Make Games“ auf YouTube hat zwei Videos zu diesem Thema veröffentlicht, und das zweite war eine Reaktion darauf, dass Roblox die Macher unter Druck gesetzt hat, das erste Video zu entfernen. Das wirft die uralte Frage auf: Wenn es nichts zu verbergen gibt, warum sollte man dann versuchen, eine Untersuchung zu verhindern?

Roblox versucht gegenzusteuern

Es bleibt oft unbemerkt, wenn Entwickler sich gegenseitig mit der Erstellung von Erlebnissen, Vermögenswerten, Kleidung usw. beauftragen und dafür echtes Geld erhalten. Dieses System kann leicht in den Bereich der Ausbeutung führen – nicht durch Roblox selbst, sondern auch durch die Community, wo Minderjährige leicht ausgenutzt werden können. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie Opfer von Betrügereien werden, ist viel größer als bei erwachsenen Entwicklern. Ein Roblox-Forumsnutzer/Ersteller aus dem Jahr 2020 merkt an: „Ehrlich gesagt, wirst du für 1 Euro pro Stunde oder sogar weniger arbeiten“, und es versteht sich von selbst, wie unethisch das ist.

Gegen Ende des Jahres 2023 gab es auf der Roblox-Entwicklerkonferenz einige positive Nachrichten. Es wurde angekündigt, dass Leute, die Assets und Tools auf dem Marktplatz erstellen, bald in der Lage sein werden, den Großteil ihrer Einnahmen zu behalten, mit Ausnahme von Bearbeitungsgebühren und Steuern, was ein großer Schritt in die richtige Richtung ist. Mit weiteren Änderungen wie dieser, insbesondere wenn die Entwickler einen höheren Prozentsatz der Einnahmen ihres Spiels behalten dürfen, könnten wir möglicherweise weniger Beschwerden über das Geschäftsmodell von Roblox sehen.

Insgesamt ist Roblox nach wie vor eine leistungsstarke virtuelle Plattform, die sich zweifellos weiter entwickeln wird und hoffentlich diese Lehren verinnerlichen wird. Die Einnahmen von Roblox werden im Allgemeinen als „Geschenk“ betrachtet, aber Geschenke sollten nicht dazu führen, dass man sich Sorgen über Kinderarbeit macht.