Diablo IV-Entwickler schieben überstunden

Die Mitarbeiter von Activision Blizzard, die das kommende düstere Fantasy-Action-Rollenspiel „Diablo IV“ entwickeln, sagen, dass es schwierig sein wird, den Veröffentlichungstermin am 6. Juni 2023 einzuhalten, ohne erhebliche Überstunden zu machen, und das in einem Prozess, der ihrer Meinung nach von Missmanagement geplagt ist. Der Veröffentlichungstermin, der nicht öffentlich bekannt gegeben wurde, fällt in denselben Monat, in dem die geplante 68,7-Milliarden-Dollar-Übernahme durch Microsoft abgeschlossen werden soll.

Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeitern Anreize zum „Crunch“, einem Begriff aus der Industrie, der sich auf die Arbeit an späten Abenden und Wochenenden außerhalb der regulären Arbeitszeiten bezieht, indem es ihnen Vergünstigungen verspricht, die einige Mitarbeiter als dürftig bezeichnen. Die meistverkaufte Diablo-Reihe hat seit 2012 keinen neuen Teil mehr gesehen, und die Fans warten schon sehnsüchtig auf den neuesten Teil.

Die Entwickler wiederum hatten Angst, die Spieler zu enttäuschen, und in Interviews beschrieben sie einen mühsamen Prozess, bei dem sie versuchten, einen Veröffentlichungstermin einzuhalten, der ohne viele Überstunden oder gekürzte Features unwahrscheinlich erscheint. Das Veröffentlichungsdatum wurde bereits mehrfach verschoben, sagten sie.

Fünfzehn derzeitige und ehemalige Blizzard-Mitarbeiter sprachen mit der Washington Post unter der Bedingung der Anonymität, da sie nicht befugt waren, öffentlich über den Betrieb des Unternehmens zu sprechen. Sie beschrieben ein wachsendes Gefühl der Unzufriedenheit und des Unwohlseins unter den Mitarbeitern, da sie Führungswechsel bei Activision Blizzard und im „Diablo IV“-Team ertragen mussten.

Das „Diablo“-Team verliert seit über einem Jahr Talente, da die Mitarbeiter nach Angaben der Mitarbeiter anderswo nach wettbewerbsfähigeren Löhnen und besseren Arbeitsbedingungen suchen. Eine Gruppe von etwa 20 Entwicklern, die an einem Teil des Spiels arbeitet, hat nach Angaben zweier ehemaliger Mitarbeiter innerhalb eines Jahres etwa die Hälfte ihrer Mitglieder verlassen. Blizzard äußerte sich nicht zur Fluktuation im „Diablo IV“-Team.

Im Januar letzten Jahres führte der CEO von Activision Blizzard, Bobby Kotick, in einem Interview mit Venture Beat den Rückgang des Aktienkurses des Unternehmens auf die Verzögerung von Diablo zurück und nicht auf die laufende Klage wegen sexueller Belästigung, die im Juli 2021 gegen das Unternehmen eingereicht wurde. „Ich denke, was den Aktienkurs mehr beeinflusst hat als [die Ermittlungen wegen sexueller Belästigung], ist die Verschiebung [der Veröffentlichungstermine von] ‚Overwatch‘ und ‚Diablo'“, sagte er und erklärte, dass dies einer der Gründe war, warum er das Unternehmen an Microsoft verkauft.

Seine Kommentare frustrierten einige der Entwickler des Unternehmens, die das Gefühl hatten, dass er sie unfair beschuldigte. „Wir hatten das Gefühl, dass er den Bus einfach über uns drübergefahren hat“, sagte ein männlicher ehemaliger „Diablo IV“-Teamleiter.

Andrew Reynolds, Sprecher von Blizzard Entertainment, sagte gegenüber The Post: „Wie Sie vielleicht wissen, folgt die Entwicklung von Spielen im Allgemeinen und von Diablo IV im Besonderen einem iterativen Prozess, bei dem sich der Umfang im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Die Produktion des Spiels läuft sehr gut. Überstunden sind freiwillig und auf bestimmte Teams beschränkt. Wir befragen das Team regelmäßig zu seinem beruflichen Wohlbefinden, und die letzten Ergebnisse sind so positiv wie seit Jahren nicht mehr.“

„Crunching“ ist in der Videospielindustrie eine gängige Praxis, die in den letzten Jahren jedoch umstritten geworden ist, auch wenn Spieleentwickler weiterhin bis spät in die Nacht und am Wochenende arbeiten, manchmal sogar heimlich. Trotz des Wunsches, Crunch zu vermeiden, mussten einige Blizzard-Mitarbeiter in den letzten Monaten wieder lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen, da sie nicht bereit waren, ein unfertiges Produkt zu veröffentlichen. Sie schilderten die Folgen der Krise wie chronische Rückenverletzungen, Schlaflosigkeit und Angstzustände sowie weniger Zeit für die Familie oder die Pflege von Liebesbeziehungen.

„Früher hat es meine Beziehungen ruiniert, weil niemand mit jemandem ausgehen will, der monatelang kaum Zeit für ihn hat, mindestens einmal im Jahr, wenn nicht sogar öfter“, sagte ein aktueller Mitarbeiter von Blizzard Albany, der angab, oft 12 Stunden am Tag zu arbeiten. „Das hat sich auf meine Gesundheit ausgewirkt, auf meine Beziehungen, sowohl auf familiäre als auch auf romantische. Es beeinträchtigt meine Fähigkeit, Dinge einfach zu genießen.

Das Unternehmen hat seine Mitarbeiter in den meisten Fällen nicht explizit zu Überstunden verpflichtet und ihnen verschiedene Anreize geboten, während sie sich beeilten, den Veröffentlichungstermin von Diablo IV“ einzuhalten, von Gewinnbeteiligungen bis hin zur Übernahme von Mahlzeiten. Das Unternehmen bietet Mitarbeitern, die mehr als 10 Stunden pro Tag arbeiten, eine DoorDash-Gutschrift in Höhe von 25 Dollar. „Während wir das Projekt abschließen, verstehen wir, dass wir uns in eine Phase begeben, in der einige Leute vielleicht ein paar Überstunden machen“, heißt es in einer E-Mail vom 7. November an das gesamte „Diablo IV“-Team.

„Wir hätten unseren Termin ohne Crunch niemals einhalten können“, sagte ein ehemaliger Blizzard-Mitarbeiter über einen früher geplanten internen Veröffentlichungstermin von „Diablo IV“. „Und selbst mit Crunch weiß ich nicht einmal, ob wir unseren Termin eingehalten hätten“.