Noch immer sind viele Videospiele darauf ausgelegt zu plündern, zu überfallen und zu herrschen. Diese kolonialistischen Werte scheinen bei vielen Spielern besonders gut anzukommen. Dabei ist längst bekannt, dass es eigentlich eines der primären Ziele sein sollte, diese zu überwinden.
Dieser Spieltyp macht sich in erster Linie die menschliche Neugier zunutze. So haben Spieler ganz einfach großen Gefallen daran, vollkommen neue Welten zu entdecken oder auch neue Gebiete zu erobern, um herumliegende Notizen zu lesen.
Drang Neues zu entdecken in Natur verankert
Der Psychologe Benjamin Strobel hat sich mit der Frage auseinandergesetzt, warum Kolonialismus in Videospielen so gut ankommt und hat eine relativ einfache Antwort gefunden. Ein Grund ist demnach ganz einfach, dass es tief in den Menschen verankert sei, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Hier spielt der Rahmen seinen Aussagen zufolge kaum eine Rolle. So ist der Reiz immer gleich präsent – ganz egal, ob sich die Spieler durch ein Setting bewegen oder durch eine Science-Fiction-Welt fliegen.
Kolonialismus bedient Machtfantasien
Es gibt noch einen zweiten Aspekt, der diese Art von Videospielen so beliebt macht. Hierbei handelt es sich um die Machtfantasien. Wer ein Gebiet erst einmal entdeckt und eingenommen hat, kann dieses auch ganz nach eigenem Geschmack nutzen. Er kann Rohstoffe fördern oder besiegte Gegner plündern. Ferner lassen sich Festungen erobern und Schätze stehlen. Ähnlich wie die Neugier sind auch Machtfantasien tief im Menschen verwurzelt. Durch die Spielmechanik kann die virtuelle Welt nach eigenen Bedürfnissen und Wünschen geformt werden.
Um das Spiel mit Machtfantasien zu perfektionieren, setzen viele Entwickler auf 4X-Strategie- und Globalstrategie-Games. So winkt hier die Chance auf die unendliche Macht, mit der es nicht nur darum geht, ein überschaubares Königreich zu reagieren, sondern mit der man nach der Herrschaft über die ganze Welt greifen kann.
Spiele sind meist hochkomplex
Zu den Besonderheiten gehört zudem die Komplexität der Spiele. Das kolonialistische Grundkonzept sorgt dafür, dass es in der Regel eben nicht gelingt, die Weltherrschaft im Nu an sich zu reißen. Vielmehr warten sehr komplexe Spielabläufe, die bewältigt werden müssen, um die individuelle Herrschaft auszubauen. Das setzt aber auch voraus, moralische und ethische Bedenken unterzuordnen, was so im realen Leben nicht möglich ist und einen zusätzlichen Reiz ausmacht.