Trittbrettfahrer nutzen fehlende PS5-Portierung des Steam-Megahits aus – Das australische Solo-Entwicklerprojekt Schedule 1 hat die Gaming-Welt im Sturm erobert. Mit fast 460.000 gleichzeitigen Spielern zum Höhepunkt und über 8 Millionen verkauften Exemplaren, die rund 125 Millionen US-Dollar Umsatz generierten, ist es einer der größten Indie-Erfolge des Jahres 2025. Doch während Entwickler Tyler (TVGS) noch an der PC-Version feilt, nutzen Betrüger die Abwesenheit einer offiziellen Konsolenversion schamlos aus.
Der neueste Betrugsfall: „Schedule 1 – Drug Dealer“
Im August 2025 tauchte das jüngste gefälschte Spiel im PlayStation Store auf: „Schedule 1 – Drug Dealer“ für 13 US-Dollar. Der Titel verwendet Grafiken, die dem Originalspiel täuschend ähnlich sehen, und führt damit ahnungslose Spieler in die Irre, die glauben, eine offizielle Portierung zu kaufen. Mit über 450 Bewertungen und einer katastrophalen Durchschnittsbewertung von nur 1,33 von 5 Sternen zeigt sich das wahre Gesicht dieser Shovelware.
„Ich hätte die Bewertungen vor dem Kauf lesen sollen“, beklagt sich ein enttäuschter Käufer. Ein anderer fügt hinzu: „Ja, ich bin darauf hereingefallen, aber Sony auch. Titel und Grafik sind direkt aus dem Originalspiel übernommen.“
Eine Flut von Fälschungen
Die Suche nach „Schedule 1“ im PlayStation Store offenbart das ganze Ausmaß des Problems. Neben „Schedule 1 – Drug Dealer“ finden sich weitere dubiose Titel:
- „Schedule 1: Dope Empire“ – Über 2.000 Nutzer haben diesem Klon bereits niedrige Bewertungen verpasst
- „Weed Drug Empire“ – Ursprünglich ebenfalls unter einem „Schedule 1“-Namen veröffentlicht, nach Beschwerden umbenannt
- „Trippy Trader: Schedule & Sell“ – Ein weiterer Versuch, vom Erfolg des Originals zu profitieren
- „Drug Dealer: Schedule 1“ – Sogar mit umgedrehtem Namen versuchen Betrüger ihr Glück
Die Masche der Betrüger
Die Vorgehensweise ist immer ähnlich: Dubiose Anbieter wie „PublishMe Agency Limited“ oder „Idan Rooze trading as IdanG“ kopieren nicht nur den Namen, sondern auch die visuelle Aufmachung des Originals. Mindestens 1.600 PSN-Nutzer fielen allein bei einem dieser Fake-Spiele herein und zahlten 14,99 Euro für wertlose Software.
Besonders perfide: Nachdem die Plagiate negative Aufmerksamkeit erregten, ändern die Anbieter einfach die Namen ihrer Spiele. So wurde aus einem „Schedule 1“-Klon kurzerhand „Weed Drug Empire“ – die Spieler, die bereits gekauft hatten, gehen dabei leer aus.
Warum gerade Schedule 1?
Der phänomenale Erfolg des Originals macht es zum perfekten Ziel für Betrüger. Als reines PC-Spiel ohne offizielle Konsolenumsetzung entsteht eine Marktlücke, die Kriminelle ausnutzen. Entwickler Tyler hat zwar Interesse an einer Konsolenportierung bekundet, aber klargestellt: „Wenn die Zeit reif ist, werden wir es der Schedule 1-Community lange im Voraus ankündigen.“
Die Ironie dabei: Schedule 1 selbst sieht sich Plagiatsvorwürfen von Movie Games S.A., dem Publisher von Drug Dealer Simulator, ausgesetzt. Doch während dort eine rechtliche Prüfung läuft, nutzen Dritte die Situation schamlos aus.
Sonys Versagen bei der Qualitätskontrolle
Das eigentliche Problem liegt bei Sonys mangelhafter Überwachung des PlayStation Stores. Während Nintendo und selbst Valve strengere Kontrollen haben, scheint Sony die Flut an Shovelware nicht in den Griff zu bekommen. Fake-Versionen erfolgreicher PC-Spiele sind kein neues Phänomen – bereits bei Palworld, R.E.P.O. und Gray Zone Warfare tauchten gefälschte PlayStation-Versionen auf.
Die Betrüger setzen gezielt auf Indie-Titel, da große Publisher wie Nintendo sofort rechtliche Schritte einleiten würden. Ein Solo-Entwickler wie Tyler hat dagegen kaum die Ressourcen, gegen jeden einzelnen Betrugsfall vorzugehen.
So schützen sich Spieler
Angesichts der anhaltenden Betrugsflut bleibt Konsumenten nur erhöhte Vorsicht:
- Entwickler prüfen: Schedule 1 stammt ausschließlich von TVGS (Tyler's Video Game Studio). Jeder andere Anbieter ist ein Betrüger.
- Offizielle Ankündigungen verfolgen: Tyler kommuniziert über Reddit, Discord und Steam. Eine Konsolenversion würde dort zuerst angekündigt.
- Bewertungen lesen: Die meisten Fakes haben katastrophale Bewertungen unter 2 von 5 Sternen.
- Preis beachten: Das Original kostet auf Steam 20 Dollar. Verdächtig billige „Portierungen“ sind oft Fälschungen.
- Bei Zweifeln warten: Im Zweifel lieber auf eine offizielle Ankündigung warten, als 15 Euro für Shovelware zu verschwenden.
Ein Problem mit System
Der Fall Schedule 1 ist nur die Spitze des Eisbergs. Der PlayStation Store hat sich zu einer Brutstätte für betrügerische Software entwickelt. Während Spieler auf beliebte Titel warten, nutzen Kriminelle deren Ungeduld aus. Sony muss dringend seine Qualitätskontrollen verschärfen – ein „Nintendo Seal of Quality“ für den digitalen Marktplatz wäre mehr als überfällig.
Bis dahin gilt: Augen auf beim digitalen Spielekauf. Denn im PlayStation Store lauert zwischen Blockbustern und legitimen Indies immer öfter betrügerische Shovelware, die nur darauf wartet, ahnungslose Käufer abzuzocken.