Emiru erstattet Anzeige nach Angriff auf der TwitchCon 2025

Die beliebte Twitch-Streamerin und Cosplayerin Emiru hat nach einem tätlichen Angriff während der TwitchCon 2025 in San Diego Strafanzeige erstattet und übt scharfe Kritik an den Sicherheitsmaßnahmen der Plattform. Der Vorfall wirft grundlegende Fragen über die Sicherheit von Content Creators bei öffentlichen Events auf.

Der Vorfall am 17. Oktober

Während eines Meet-and-Greets am ersten Tag der TwitchCon 2025 im San Diego Convention Center kam es zu einem Übergriff auf die Streamerin Emily Schunk, die unter dem Namen Emiru bekannt ist und fast 2 Millionen Follower auf Twitch hat. Ein männlicher Teilnehmer überwand mehrere Absperrungen und griff die Content Creatorin unvermittelt an, indem er sie am Gesicht packte und versuchte, sie zu küssen.

Videos des Vorfalls, die von Besuchern aufgenommen wurden, verbreiteten sich innerhalb weniger Stunden viral in den sozialen Medien. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie Emirus privater Sicherheitsdienst eingreifen musste, um den Angreifer zurückzudrängen, während die offizielle TwitchCon-Security nicht reagierte.

Emirus Statement: „Eine dreiste Lüge“

In einem Livestream am 18. Oktober meldete sich Emiru zu Wort und widersprach den offiziellen Aussagen von Twitch vehement. Die Plattform hatte in einem Statement behauptet, der Angreifer sei „sofort festgenommen und festgehalten“ worden. Emiru bezeichnete dies als „eine dreiste Lüge“.

„Er durfte von meinem Meet-and-Greet weglaufen, und ich hörte erst Stunden nach dem Angriff, dass er gefasst wurde“, erklärte die Streamerin. Sie betonte, dass dies nur geschehen sei, weil ihr Management bei Twitch massiven Druck ausgeübt habe, nicht weil das TwitchCon-Personal den Vorfall für wichtig gehalten hätte.

Besonders erschütternd: Emiru enthüllte, dass der Sicherheitsdienst, der in den Videos zu sehen ist, ihr eigener war – nicht der von TwitchCon. „Wenn man sich den Clip ansieht, ist der Sicherheitsmann, der den Kerl wegschubst, meine Sicherheit. Die Frau, die mich nach hinten zieht, ist meine Managerin“, stellte sie klar.

Massive Investitionen in private Sicherheit

In ihrem Statement offenbarte Emiru, dass sie über 10.000 US-Dollar für private Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben hat, um überhaupt an der TwitchCon teilnehmen zu können. „Manche Leute, die auf Twitch streamen, verdienen nicht einmal 10.000 Dollar im Jahr. Was zum Teufel sollen die tun?“, fragte sie und zeigte damit auf ein systemisches Problem für kleinere Creator ohne entsprechende finanzielle Mittel.

Polizeiliche Ermittlungen und rechtliche Schritte

Die San Diego Police bestätigte, dass am Freitagnachmittag ein Vorfall gemeldet wurde, bei dem ein Mann eine Frau während eines Meet-and-Greets an den Schultern packte und versuchte, sie zu küssen. Emiru hat offiziell Strafanzeige erstattet und bestätigte, dass sie strafrechtlich gegen den Angreifer vorgehen wird.

„Ich hätte buchstäblich gestern erstochen werden können“, sagte Emiru in ihrem Livestream und verdeutlichte damit die Schwere der Sicherheitslücken. Der Täter wurde mittlerweile dauerhaft von Twitch und allen TwitchCon-Events ausgeschlossen, allerdings erst nach erheblichem Druck durch Emirus Management. Ursprünglich plante Twitch nur eine 30-tägige Sperre.

Konsequenzen für die Community

Als direkte Reaktion auf den Angriff kündigte Emiru an, dass dies ihre letzte TwitchCon gewesen sei. Sie riet anderen Content Creators eindringlich, zukünftige TwitchCon-Events zu meiden. „Das war meine zwölfte TwitchCon, und ich werde nicht lügen – es könnte meine letzte gewesen sein“, kommentierte sie.

Die Reaktion in der Streaming-Community war eindeutig: Zahlreiche Creator solidarisierten sich mit Emiru und äußerten ihre eigenen Sicherheitsbedenken. Prominente Streamerinnen wie Pokimane, Valkyrae und QTCinderella hatten bereits vor dem Event ihre Teilnahme abgesagt oder Veranstaltungen gestrichen, weil sie Bedenken hinsichtlich der Sicherheit hatten.

Nicht der erste Vorfall

Für Emiru ist dies nicht die erste Konfrontation mit Belästigung bei öffentlichen Events. Bereits im März 2025 wurden sie und andere Content Creators während des Sis-A-Thon-Events von einem Fan bedrängt. In einem separaten Vorfall in Santa Monica wurde Emiru zusammen mit Valkyrae und Cinna von einem Stalker bedroht, der ihnen mit dem Tod drohte.

Diese wiederkehrenden Vorfälle verdeutlichen ein größeres Problem in der Streaming-Community: Weibliche Content Creators sind bei öffentlichen Veranstaltungen besonders gefährdet und werden regelmäßig Opfer von Belästigung und Übergriffen.

Twitchs Reaktion

Twitch-CEO Dan Clancy erklärte, dass die Sicherheit von Content Creators und Fans höchste Priorität habe. Er räumte ein, dass trotz erhöhter Sicherheitsmaßnahmen bei der TwitchCon 2025 Herausforderungen auftreten können. Allerdings konnte oder wollte er keine spezifischen Details darüber nennen, wie Twitch die Sicherheit in Zukunft verbessern wird.

Die Plattform kündigte nach dem Vorfall an, die Sicherheit im Meet-and-Greet-Bereich zu verstärken, mehr Personal um teilnehmende Streamer zu platzieren und den Plus-One-Zugang für den Rest des Wochendes auszusetzen. Kritiker bemängeln jedoch, dass diese Maßnahmen zu spät kamen und der Schaden bereits angerichtet war.

Eine Debatte über Creator-Sicherheit

Der Angriff auf Emiru hat eine dringend notwendige Debatte über die Sicherheit von Content Creators bei öffentlichen Veranstaltungen ausgelöst. Meet-and-Greets, bei denen Fans genau wissen, wo sich bestimmte Creator zu bestimmten Zeiten aufhalten werden, stellen ein besonderes Risiko dar.

Beobachter weisen darauf hin, dass Twitch erst wenige Wochen vor der TwitchCon 2025 einen umfassenden Sicherheitsblog-Post veröffentlicht hatte, in dem bewaffnete Strafverfolgungsbehörden, Screening-Verfahren an allen Eingängen und mehrere Sicherheitsebenen versprochen wurden. Dennoch versagten diese Maßnahmen am ersten Tag des Events.

Die langfristige Toxizität in Gaming-Communities, insbesondere gegenüber weiblichen Streamern, trägt zu diesem Problem bei. Auf Plattformen wie Twitch sind weibliche Content Creators seit Jahren sexueller Belästigung durch Zuschauer ausgesetzt. Trotz Bemühungen von Twitch, gegen solches Verhalten vorzugehen, zeigt der jüngste Vorfall, dass noch erheblicher Handlungsbedarf besteht.

Wenn 10.000 Dollar für Sicherheit nicht ausreichen

Der Angriff auf Emiru bei der TwitchCon 2025 ist mehr als ein einzelner Vorfall – er ist ein Symptom für systemische Sicherheitsprobleme bei großen Streaming-Events. Die Tatsache, dass eine der größten Streamerinnen der Plattform über 10.000 Dollar für private Sicherheit ausgeben musste und trotzdem Opfer eines Angriffs wurde, zeigt das Ausmaß des Problems.

Während Twitch verspricht, die Sicherheit zu verbessern, bleiben viele in der Community skeptisch. Emirus klare Worte und ihre Entscheidung, rechtliche Schritte einzuleiten, könnten jedoch ein wichtiger Wendepunkt sein, der Plattformen wie Twitch dazu zwingt, die Sicherheit ihrer Content Creators endlich ernst zu nehmen.

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